Wach auf Fotograf! Der Lockdown ist vorbei!

Jens ist Hochzeitsfotograf.

Oder vielmehr war er es.

Wegen der Corona-Krise brach seine Welt zusammen.

Keine Aufträge. Keine Einnahmequellen. Keine Hoffnung.

Was er alles mit Tipps, Tricks und Zoom Calls erzielte war ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Adios Arbeit aus Leidenschaft. Er muss schweren Herzens radikal den Kurs wechseln.

Beim Hochzeitsfotografen zu Hause herrschte eine Grabesstimmung.

Sein Stativ wurde zum Ständer für den Schlafrock seiner Frau.

Auch ihr setzte die Depression stark zu. Sie schottete sich auf dem Balkon ab und sonnte sich mit seiner Fotoblende.

Sein Sohn wiederum bediente sich der Kameratasche um dort seine Legosteine zu verstauen.

Selbst die Kamera wurde zum Staubsammler unter dem Bett.

Als er grad mit einem mehr oder weniger gelungenen Online-Gespräch fertig war, versank er wieder in sein “Koma”.

Und plötzlich geschah es…

“Hallo Fotograf!”

“Wachtraum oder? Ich höre Stimmen. Meine Güte! Was ist in dieser Quarantäne mit mir geschehen!”

“Wach auf Fotograf! Die Zeit ist gekommen!”

Es war doch kein Wachtraum...

“Eeee...Mit wem spreche ich?”

“Ich bin dein Business-Wecker”.

“Wie bitte? Was willst du von mir Mann?”

“Ich will dich wachrütteln. Du bleibst hier verschanzt, während die Einschränkungen schon gute paar Wochen weitgehend aufgehoben sind!”.

“Echt? Dann muss ich mich umschauen…”

“Keine Zeit fürs Herumtrödeln! Pack deinen Kram schnell zusammen! Der Kunde wartet!”

Kein Schluck starken Kaffee hätte Jens so jäh auf die Beine stellen können.

Nun geschah alles wie im Zeitraffer.

Kamera von unter dem Bett hervorgekramt und reanimiert. Ein anderes Gestell für den Schlafrock gefunden. Dem Sohn sein Lego-Kasten geraubt. Ein verschlafenes Sonnenbad brutal unterbrochen.

Jetzt oder nie.

Das Equipment ist schon gepackt. Hand auf der Klinke.

“Halt! Und die Schutzringe?”

Ja, er hätte es total vergessen. Ohne Schutzmaßnahmen ginge alles nur so halbwegs.

Masken, Einweghandschuhe, Desinfektionsspray. Fertig. Hand auf der Klinke.

“Halt! Und die Demoprodukte?”

Ja!!! Er hätte es total vergessen. Ohne Musterprodukt geht GAR NICHTS.

Fortan gingen die Ereignisse ihren gewohnten Weg. Shooting, Retouche, Online-Galerie. Alles war wie zuvor.

Fast alles.

Und damit ist nicht der Mundschutz bzw. Abstand gemeint.

Neue Aufträge trudelten ein und die Zeit wurde etwas knapp. Jens kam ins Grübeln.

Was hat sich geändert?

“Der Kunde hat weniger Geld als zuvor. Zudem habe ich nicht ausreichend viel Zeit, die aufwändigen Fotoalben zu erstellen. Ich muss mich nebst allen finanziell aufrappeln. All das unter einen Hut zu bringen ist wie der Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln”.

“Fotograf, du wirst gebraucht”.

“Hallo lieber Big Brother. Was sagst du mir dazu?”

“Du stehst existenziell mit den Rücken an der Wand, klar?”

“Ja, mir sind die Verkaufsideen total weg”.

“Dreh dich um, mein Freund. Ich gebe dir eine Lösung in die Hand. Die findest du an der Wand”.

“Was meinst du genau, Dichter?”

“Mit Wanddeko erzielst du eine ziemlich ordentliche Marge. Der Kunde riskiert sein Budget nicht und du hast mehr Zeit für andere Aufträge”.

“Tja, leichter gesagt. Wie lässt er sich von einem Foto auf Alu-Dibond oder dem Foto hinter Acrylglas begeistern, wenn er sowas nie gehabt hat?”

“Gute Frage. Er hat berechtigte Gründe zu zögern. Besorge dir ein Muster für dein Fotostudio, damit er die Optik und Haptik des fertigen Wandbildes wahrnehmen kann”..

“Ich bin knapp bei Kasse und du sagst mir….”

“Nach 3 Monaten Stillstand ist das selbstverständlich. Deshalb kannst du dein Muster sogar 80% günstiger erhalten”.

“Das ist doch wohl nicht dein Ernst!”

“Doch. Kennst du das Paretoprinzip?”

“Ja, mit 20% Aufwand bekommt man 80% Erfolg”.

“Genau! Das Gleiche glit hier: Für 20% des Normalpreises sicherst du dir 80% von deinem Erfolg. Die restlichen 20% sind schon deine Arbeit und Expertise”.

“Warum eigentlich bietest du es mir so günstig an?”

“Ich bin nicht nur da, um selbst Geld zu verdienen. Du bist mir wichtig und ich möchte dir helfen, gerade jetzt auf die Beine zu kommen. Deshalb ist dieses Angebot nur bis Ende Juli gültig”

“Sowas muss ich unbedingt in Erwägung ziehen. Die 20% des Normalpreise kann ich mir definitiv leisten. Nun aber….”

“Ich sehe, dass dich noch etwas umtreibt. Worum geht es?”

“Weißt du…. aus Sicherheitsgründen wollen jetzt nicht alle zu mir ins Studio kommen. Viele wünschen sich deshalb Shootings im Freien. Es ist doch Sommer… Sie sehen die Wanddeko nicht”.

“Man muss ihre Ängste verstehen. Du kannst ihnen aber eine umwerfende Alternative anbieten”.

“Du meinst wohl die Online-Galerie. Dabei sehen sie aber kein Produkt”.

“Jens. Es ist zwar nicht Weihnachten, aber wir feiern, dass die Epidemie so gut wie weg ist. Zu diesem Anlass habe ich für dich ein Geschenk. Das sind Mockups für Wandbilder”.

“Toll! Was kann ich aber damit anfangen?”

“Auf den Bildern siehst du die Wanddeko-Produkt in einer schönen häuslichen Umgebung. Du lädst die Dateien kostenfrei herunter, öffnest sie in Photoshop, Gimp usw. und fügst ein Bild des Kunden in die vorgesehe Schicht ein”.

“Was hat es mit dem Kunden am Hut?”

“Du kannst ihm schön veranschaulichen, wie sein professionell eingerahmtes Foto an der Wand aussehen würde. Wenn du ihm das Ergebnis so nahe bringst, sind die Chancen groß, dass er sich für den Kauf entscheidet!”

“Klingt richtig vernünftig. Ich probiere es direkt aus”.

Und Jens wagte es.

Im Nachhinein bereute er dieses Wagnis keine Sekunde.

Er bestellte ein Muster.

Jens war überrascht, als er schon nach wenigen Tagen den Postboten an die Tür klingeln hörte.

Sein Schatz ist angekommen.

Er war sichtlich zufrieden.

Er hielt in seinen Händen einen regelrechten Blickfang.

Vom ersten Tag an war die hängende Werbung in seinem Studio ein durchschlagender Erfolg.

Jens musste von seinem Wandbild nicht schwärmen. Er zeigte es nur und die Anmut der Wanddeko sprach für sich.

Fortan ging es mit seinem Umsatz nur bergauf.

Noch mehr Aufträge trudelten ein.

Er konnte wieder fröhlich in die Zukunft denken.

Sein Sohn erhielt einen neuen Lego-Bausatz und mit seiner Lebensgefährtin, die er inzwischen mit einem schönen Schlafrock beschenkt hat, sonnte er sich unbekümmert auf Mallorca.

Auch du, Fotograf, bist gefragt.

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