Wie kann der Fotograf nach Corona erfolgreich durchstarten? Wie kann man sich in diesen prekären Zeiten als Einsteiger durchsetzen? Während des Live Chats von nPhoto haben uns Manuela und Martin Allinger von Forma Photography ein paar Tipps und Tricks mit auf den Weg gegeben.
„Wer ist dein Zielkunde?”
„Hochzeitspaare” - antwortest du zum Beispiel. Und das Thema scheint erschöpft zu sein.
Doch nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt liegen.
Tabula rasa bedeutet buchstäblich eine geschabte Tafel. Etwas muss geschabt, dh. wegradiert werden, um Platz für das Neue zu schaffen.
Nimm ein unbeschriebenes Blatt Papier. So beginnt dein Erfolg.
Und nun setze deine Vorstellungskraft in Bewegung. Zeichne deinen Traumkunden auf. So detailliert wie es geht, ohne deiner Fantasie Grenzen zu setzen. Je konkreter desto besser.
Wie alt ist das Brautpaar? Wohnen sie in der Stadt oder auf dem Lande? Sind sie eher traditionell eingestellt oder vielmehr setzen sie auf Innovation und Kreativität? Sind sie reich oder knapp an Geld? Religiös oder liberal? Hast du mit extrovertierten Partygängern oder introvertierten Stubenhockern zu tun? Feiern sie lieber in einer hippie Kneipe in der Innenstadt, einem luxuriösen Hotel, einem rustikalen Wirtshaus oder einer malerisch gelegenen Chalet in den Bergen?
Planen sie lange im Voraus oder sind eher spontan? Wird bei ihnen viel getanzt, gegessen oder gequatscht? Wie viele Gäste werden eingeladen? Legen sie besonders viel Wert auf Einsamkeit oder, genauer gesagt, Zweisamkeit? Wie wichtig sind ihnen Kleidung, Aussehen und geregelte Umgangsformen?
Genau diesen Kunden hättest du soooo gerne, oder?
<Ist das Bild deines Wunschkunden schon fertig? Sonst kannst du es auch im Nachhinein ergänzen.
Die Frage, die sich das frisch verlobte Paar oft stellt, solltest du auch dir selbst stellen. In erster Linie denken sie nämlich darüber nach, wo ihre Hochzeit stattfinden sollte. Sie sind hier und da unterwegs und besuchen die Locations.
Du weißt schon, welche Orte dein Wunschpaar bevorzugt. Du kannst sie im Netz heraussuchen und dich dort einfinden, bover dieses oder jenes Paar seine Recherche vor Ort macht.
Neben den Besitzern gibt es bei solchen Locations auch eine Person, die explizit für Hochzeiten verantwortlich ist. Du kannst sie anrufen bzw. anschreiben und einen Termin mit ihnen vereinbaren. Zeige ihnen deine Bilder und Fotoprodukte. Führe einfach ein nettes Gespräch. Stelle eine Beziehung her, damit ein gewisses Maß an Vertrauen zwischen euch entsteht, so dass du dann als Fotograf empfohlen werden kannst.
Denke dabei nicht nur an dich selbst. Wieso sollte ein Veranstalter nur deshalb von deinen Dienstleistungen schwärmen, weil du dir die Zeit genommen hast, um ihn zu besuchen? Wie profitiert er davon? Du kannst diesen Mehrwert für ihn kreieren indem du zum Beispiel seine Räumlichkeiten schön abbildest. Manuela betont, dass ab und zu immer neue Aufträge als Nachlese des ersten Treffens dieser Art bei ihnen eintrudeln, auch wenn der Besuch schon 10 Jahre her ist.
Eine zu deinen Wunschkunden passende Location anzusprechen ist schon eine Art, wie man als Fotograf wertvolle Kontakte knüpfen kann. Die Flyer hier und da liegen zu lassen ist zwar auch nicht abwegig , aber persönlicher Kontakt zeigt sicht effizienter. Jede Hochzeit auf der du dich befindest – sei es beruflich oder privat – bietet dir die Gelegenheit, mit anderen Dienstleistern Kontakt aufzunehmen.
Wenn du dich offline weiterbildest bzw. selbst Workshops organisierst – auch dann entstehen günstige Umstände, um neue Anbieter kennenzulernen. Besonders wenn du dich über einen kurzen Zeitraum mit vielen neuen Menschen austauschst, empfiehlt es sich, Notizen zu machen. Sonst kann man schnell den Durchblick verlieren.
Damit auch du im Gedächtnis deiner Gesprächspartner bleibst, kannst du über Visitenkarten nachdenken, die sich von der Gestaltung her von der Masse abheben. Denke „um die Ecke“. Wer kann dir indirekt weiterhelfen, an neue Aufträge zu kommen? Hast du es zum Beispiel schon in Erwägung gezogen, die Mitarbeiter von Standesämtern und Kirchen anzusprechen und ihnen dein fotografisches Schaffen zu zeigen?
Wenn man viele Berufskollegen kennenlernt, kann man sich die Hochzeiten auch grenzübergreifend gegenseitig vermitteln. Dann wirst du zum Beispiel mit einem Shooting in Irland beauftragt und als Gegenleistung übermittelst du deinem Kollegen einen Auftrag in deiner Gegend - wie es bei Martin der Fall war.
Jeder Fotograf, der sein Werk auf der Hochzeits- bzw. Fotomesse zur Schau stellt, bekommt im Nachhinein Anfragen und Aufträge, geschweige denn viele Kontakte, die man bei solcher Veranstaltung knüpfen kann. Freilich sollte man nicht nur als Gast, sondern vor allem als Aussteller da sein.
Um während einer solchen Veranstaltung an möglichst viele Kunden zu kommen, kannst du sie sich auf die Kontaktliste eintragen lassen. „Wir haben hier nur ein Exemplar der Preisliste zur Ansicht, aber wir können sie dir gerne per Mail zukommen lassen”. Dann kannst du am Abend oder Folgetag ihnen eine Nachricht senden, wo du individuell auf das Gespräch mit ihnen Bezug nimmst. Somit punktest du bei dem Paar, das bestimmt mehrere Visitenkarten gesammelt hat, aber du bist derjenige, der nachträglich die Initiative gezeigt und den Kontakt aufgenommen hat.
Viele Aussteller locken die Kunden mit Fotoboxen und Sofortbildern, damit sie sich leichter für ihre Dienstleistungen begeistern können. Kreativität ist hier durchaus angebracht aber denke im Voraus darüber, ob sich dein Wunschkunde mit seinem Charakter und seinen Vorlieben auf die bestimmte Annehmlichkeit tatsächlich einlassen würde.
Tirol Wedding Meetup; Quelle: Forma Photography:
Der Stand in der Halle kostet natürlich Geld. Die Kosten kann man sich aber sparen, indem man selbst eine Messe veranstaltet. Gerade diesen Weg sind Manuela und Martin gegangen. Ist man mit einem Gasthaus in der Nähe vernetzt, so kann man ein Event in ihren Räumlichkeiten stattfinden lassen und eine „Hausmesse“ für lokale Anbieter organisieren.
Solche Treffen können auch in Form von Wedding-Meetups stattfinden, wo sich etwa 20 Anbieter aus der Branche zusammentun um Erfahrungen und Kontakte auszutauschen. Solche Meetups haben schon mehrjährige Tradition in den deutschsprachigen Ländern. Man sieht sich mit alten Kollegen und lernt neue Gesichter kennen. In Zeiten von Corona sollten sich solche Events kleinen Formats größerer Beliebtheit erfreuen als großflächige Messen.
Tiroler Wedding Meetup; Quelle: Forma Photography:
Wie kann man sich als angehender Fotograf auf dem Markt durchsetzen? Um ein Portfolio und einen potentiellen Kundenkreis aufzubauen, solltest du ein paar Shootings kostenlos anbieten.
Abgesehen von Hochzeitsreportagen, sind die Styled Shootings dafür perfekt geeignet. Dadurch kannst du in einer kontrollierten Umgebung die nötige Erfahrung und auch etwas Stoff für Bilder sammeln. Somit hast du natürlich etwas mehr Spielraum für Fehler. Natürlich sollte das Styled Shooting nicht als echtes Hochzeitsshooting vermarktet werden. Hier kannst du den Verlobten zeigen, was du alles leisten kannst, welche kreative Ideen für die Umgebung du hast und wie du praktisch mit dem Paar umgehst.
Opulent gedeckte Tische, stilvolle Tischläufer, schön arrangierte Blumensträuße und Einladungskarten – mit all den gestellten Bildern kannst du dem Brautpaar ein Vorgeschmack darauf geben, wie die echten Hochzeitsfotos aussehen würden. Für Fotos von Blumen, Torten oder Ballsaal kann das lokale Blumengeschäft, Konditorei, Hochzeitshaus bzw. Kleiderhersteller als Gegenleistung deine Shootings weiterempfehlen.
Macht es überhaupt Sinn, in Zeiten von Facebook, Instagram und Co. eigene Website zu erstellen? Definitiv! Der Online-Auftritt in traditioneller Form sorgt für mehr Vertrauen. Zudem meinen Manuela und Martin, dass sich die neuen Kunden in erster Linie über ein Formular auf ihrer Homepage bei ihnen melden.
Stell dir vor, du suchst nach einem Fotografen. Du öffnest eine Internetseite von einem Anbieter und siehst eine kurze Beschreibung, die Preisliste, Kontaktdaten und Fotos. Manchmal viele Fotos. Wie viel kannst du anhand dessen über den Fotografen erfahren? Wenig. Je mehr Inhalt du auf deiner Internetseite postest, desto mehr Glaubwürdigkeit strahlst du aus. Ein ausführlicher Blog macht dabei einen richtig guten Job.
Gerade die Zeit der Pandemie bzw. außerhalb der Saison kannst du gut nutzen, um SEO-optimierte Beiträge zu schreiben und ihre Veröffentlichung in regelmäßigen Abständen zu planen, was auch suchmaschinenfreundlich wirkt.
So stellen sich Manuela und Martin Allinger auf ihrer Interntseite vor; Quelle: formafoto.net :
Die jetzige Krise bietet eine Chance, einen Neustart zu wagen und sich mit einer Prise Kreativität einen Vorsprung über andere in der Branche zu verschaffen. Die nPhoto Gemeinschaft und darunter auch unsere Partner von Forma Photography können dich auf diesem erfolgreichen Weg begleiten. Auf der Setie von Manuela und Martin findest du auch mehrere Tipps für Fotografen